Pünktlich werde ich vom Airport Shuttle am Backpacker Frauenreisehaus abgeholt. Da ich keinen Stress mag, bin ich schon drei Stunden vor dem Abflug am Flughafen. Der Checkin Schalter von Sigapore Airlines macht wenig später auf.
Danach scheint meine Reise unter keinem guten Stern mehr zu stehen. Als erstes wird die Bordkarte verkehrt herum gedruckt und diese kann nicht einfach ein zweites Mal gedruckt werden. Es braucht 15 Minuten und drei Leute bis ich die korrigierte Version habe. Ich habe so jedenfalls genug Zeit meine Ausreisekarte auszufüllen. Bei der Sicherheitskontrolle werde ich als "a random female" herausgepickt und mein Rucksack gründlich auf Spuren von Sprengstoff untersucht. Der Flug ist inzwischen verpätet und so habe ich genügend Zeit meine restlichen Dollar auszugeben.
Wie auf dem Hinflug erfolgt der Flug zwischen Singapore und Christchurch mit einer Boeing 777-200 und ist voll aufgebucht. Überwiegend asiatisches Grossfamilien sitzen um mich herum. Es dauert bis alle ihren Platz gefunden haben. Noch auf dem Weg zur Startbahn wird sich umgesetzt und das Gepäck umverteilt. Zum Glück habe ich neben und hinter mir eine sehr ruhige, angenehme Familie sitzen. Ich kann so etwas schlafen. Bei der Essensausgabe geht mein Pech weiter, Fisch ist aus und so werde ich auf dieser Reise reichlich Chicken essen...
Singapore Changi Airport
Gegen 17:30 Uhr Ortszeit komme ich in Singapore an. Der Anschlussflug geht erst nach Mitternacht um 1:20. Fünf Stunden Zeitunterschied sind es bis hier und so hat mein Magen keinen Hunger und ich fühle mich müde. Zum Glück ist eine der Liegen im Ruhebereich frei. Diesmal habe ich meinen Seidenschlafsack im Handgepäck und so, gut geschützt vor der kalten klimatisierten Zugluft, verbringe ich die nächsten Stunden gemühtlich in der Horizontalen.
Gegen 22:00 mag ich nicht mehr liegen und versorge mich im Supermarkt mit Getränken. Für den Fruchtsaft gebe ich zwei Dollar aus. Im freien Internet lese ich schon mal was in Europa so los ist. Hunger hab ich immer noch nicht. Und so verprasse ich meine Singapore Dollar im Buchladen. Irgendwie geht die Zeit vorbei und mein Flug ist bereit zum Boarding. Die Stimme am Mikrofon verkündet jedoch nicht die Reihenfolge des Einsteigens, sondern einen technischen Defekt. In fünf Minuten wisse man mehr.
Wenig später spricht ein gemütlich wirkender Herr zu uns und stellt sich als Flugkapitän unseres A380 vor. Normalerweise würde er seine Fluggäste erst im Flugzeug begrüssen und nicht in der Wartehalle. Der Ersatztransponder ist defekt und er mag mit so einem grossen Flugzeug nicht ohne fliegen. Um 3 Uhr morgens soll es weiter gehen. Das Bodenpersonal von Sigapore Airlines verteilt an jeden der möchte Decken und eine Snäckbox und lächelt das Problem einfach weg. Ich lege mich noch mal für eine Stunde hin. Um zwei muss ich noch einmal auf Toilette und muss dafür noch einmal die Sicherheitskontrolle passieren. Als ich zurück komme können wir einsteigen.
Ich habe mich schon auf diesen zweiten Teil der Reise gefreut. Das Platzangebot im A380 bringt einfach mehr Bequemlichkeit. Es setzt sich kein weiterer in meine Reihe, diesmal habe ich also richtig Platz. Meine kleine Pechsträhne scheint vorbei zu sein. Müde bin ich nicht mehr. Für meinen Körper ist es jetzt Tag. Also spiele ich so lange auf der Spielkonsole bis sie sich aufhängt... Mit zwei Stunden Verspätung erreichen wir Zürich. Blauer Himmel und milde Temperaturen begrüssen mich.
Fazit
Ich habe es nicht bereut mich bei meiner Reise auf die Südinsel zu beschränken. Die fünf Wochen sind schnell vorbei gegangen und waren kurzweilig. An vielen Orten hätte ich auch länger verweilen können. Zwar habe ich bei meiner vierwöchigen Rundreise mit Sidetracks.de die typischen Highlights der Südinsel wie den Able Tasman Nationalpark oder den Milford Sound nicht besucht, dafür jedoch viele Plätze abseits der ausgetretenden Pfade. Die Mischung hat gestimmt.
Nachtrag: Erdbeben vom 22.Februar 2011
Keine zwei Wochen nach meiner Abreise wird Christchurch am Dienstag den 22.Februar 2011 von einem weiteren schweren Erbeben getroffen. Diesmal geht es nicht so glimpflich aus wie am 4.Sepember 2010. Zwar ist es mit 6.3 weniger stark als im September, aber das Epizentrum liegt dichter unter der Erdoberfläche, Nahe Lyttelton. Zudem ist es Mittagszeit und die Innenstadt belebt. Bürotürme stürzen ein und begraben die Angestellten unter sich. Die Cathedrale verliert ihren Turm und viele der bereits beim Septemberbeben schwer geschädigten Gebäude fallen in sich zusammen. Nachdem sich der Staub gelegt hat, wird schnell klar, Christchurch wird nicht wieder so sein wie ich es erlebt habe.

Christchurch von den Porter Hills aus, Sekunden nach dem Erdbeben im Februar
© http://i.imgur.com/0vZbD.jpg
Mehr als 180 Tote kostet das Erbeben am Ende. Neuseeland ruft den Ausnahmezustand aus. Hunderte Einheimische und Touristen verbringen die Nacht im Hagley Park. Die Innenstadt selber wird zum Sperrgebiet. Die östlichen Stadtteile sind mit einer dicken Schlammschicht bedeckt, die durch Bodenverflüssigung entstanden ist. Strom, Wasser und Kanalisation ist in den ersten Tagen weitgehend ausgefallen, in den östlichen Stadtteilen wochenlang. Mehr als ein Drittel der Gebäude in der Innenstadt, dem Central Business District (CBD), ist zerstörrt. Messungen ergeben dass sich die Port Hills dauerhaft um einen halben Meter gehoben haben.
Die in diesem Reisebericht erwähnten Unterkünfte im Grossraum Christchurch sind unterschiedlich stark getroffen. Das Frauenreisehaus wurde sehr stark beschädigt und existiert nicht mehr. Die beiden Häuser der YHA sind glimpflicher davon gekommen, bleiben aber ebenfalls vorerst geschlossen. Keine Schäden meldet der Backpacker Chez la Mer in Akaroa auf der Banks Peninsula und die Best Western Camelot Motor Lodge in Christchurch.
Auch wenn das Beben in weiten Gebieten der Südinsel zu spüren war, sind die Schäden auf den Grossraum Christchurch beschränkt. Dort vor allem auf die Innenstadt und die östlichen Stadtteile. Der Flughafen von Christchurch war schnell wieder offen und der grosse Rest von Neuseeland ist unbeschadet und kann weiterhin sehr gut besucht werden. Im strukturschwachen Süden ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle und die Landschaft immer noch atemberaubend.

Neuseeland ist einfach eine Reise wert.